Widderlämmer: Wann ist Kastration oder Trennung nötig?

Themen, die speziell die Haltung und Züchtung von Engadinerschafen betreffen.

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Daniel
Beiträge: 4
Registriert: Montag 7. Februar 2005, 18:42
Wohnort: Möhlin

Widderlämmer: Wann ist Kastration oder Trennung nötig?

Beitrag von Daniel »

Hallo

Mich interessiert wie lange ihr die Widderlämmer bei der Herde lasst? Ich habe
ziemlich unterschiedliche Antworten darauf bekommen und wäre dankbar, wenn
der eine oder andere seine Erfahrung zu diesem Thema mitteilen könnte.

Danke

Daniel
bougle
Beiträge: 77
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 09:25

Beitrag von bougle »

die Frage ist, was du mit den Lämmern machst. Bei uns ist es so, dass unsere Lämmer Ende Februar bis Anfang April zur Welt kommen. Da unsere Schafe spätestens Anfang Juni auf die Alp gehen, bleibt uns nicht viel anderes übrig, als sie zu kastrieren da sie noch zu klein sind, um sie zu entfernen. Wir hätten auch lieber, dass die Auen im Herbst ablammen, damit wir die männlichen Lämmer gegen Frühjahr verkaufen könnten, funktioniert aber nicht mehr, seit wir die Schafe auf einer Genossenschaftsalp haben (nur ein Bock).


Wenn sie das Schlachtgewicht erreicht haben, geben wir sie weg (ca.40 kg - 42 kg Lebengewicht).

Alles in allem, kommt es natürlich auf die Haltung an bzw. was will man damit machen. Wenn man sie "nur halten will, damit man sie hat", dann am besten kastrieren, Wenn man die Lämmer aber als Schlachtlämmer verkauft, dann am besten gut füttern, damit sie nach spätestens 5 - 6 Monaten das Schlachtgewicht erreichen (wie gesagt, ca. 40 - 45 kg Lebendgewicht). Das Problem danach ist, dass sie anfangen, den Weibern nachzurennen und daher kaum mehr Gewicht zulegen.

egal, was du gehört hast, wenn sie anfangen, zu "treiben", ist es zu spät (ca. 6 - 7 Monate), zu früh, wenn sie die Mutter noch brauchen. Ich kann jetzt keine genauen Zahlen nennen, aber 4 Monate ist kein Problem (meine Erfahrung).

Vielleicht werd ich jetzt wieder zurecht gewiesen, dass ich nicht einfach so antworten soll, aber ich tus trotzdem (wurde in einem anderen Forum zurecht gewiesen, ich soll nicht immer so schnell antworten und zuerst lesen, was gefragt ist) --> http://www.g-e-h.de/forum
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Christian
Beiträge: 113
Registriert: Mittwoch 18. August 2004, 16:25
Wohnort: St. Gallen

Beitrag von Christian »

Habe nicht mehr viel beizufügen. In der Fachzeitschrift Forum vom März 05 erscheint zudem ein Artikel zu diesem Thema. Bei Kleinbeständen und Ganzjahresablammung (ständiger Widdereinsatz) bis zu 10 Mutterauen behaupte ich, dass weder eine Kastration noch eine Trennung der Widderlämmer nötig ist. Die Jungwidder bekommen keine Gelegenheit zum Treiben (und wissen dies auch), da sie vom Herdenwidder "in Schach gehalten" werden können. Ich halte meine Schafe nun bereits 10 Jahre in einer einzigen Herde, ohne dass ich je ein Widderlamm kastrieren musste. Der Herdenwidder ist allerdings nie älter als 3 Jahre und demenstprechend auch "voll im Saft".
Bei saisonaler Ablammung im Frühling (Bestände > 5 Mutterauen) ist eine Kastration unumgänglich und auch wirtschaftlicher als eine Trennung der Widderlämmer. Bei saisaonaler Ablammung im Winter (Dez, Jan, Feb) können die Widderlämmer intensiver gefüttert werden und erreichen die Schlachtreife vor der Geschlechtsreife (und vor der Alp), was eine Kastration ebenfalls überflüssig macht. Bei Ganzjahresablammung (ständiger Widdereinsatz) und mehr als 10 Mutterauen können die Widderlämmer getrennt oder kastriert werden. Die Kastration betrifft allerdings nur die Frühlingslämmer, da die Herbstlämmer ebenfalls intensiver gemästet oder einfach im Stall abgetrennt werden können, was deutlich weniger Aufwand verursacht als eine Trennung auf der Weide.

Um noch konkret auf die Frage der Zeitdauer einzugehen: Bei Engadinerschafen ist die Schlachtreife bei 45 kg bis 50 kg erreicht, was für die Widderlämmer je nach Fütterung eine Lebensdauer von 4 bis 9 Monaten entspricht (ohne Trennung, evtl. mit Kastration). Bei Trennung würde ich sie je nach Entwicklungszustand (Gewicht) nach 4 bis 5 Monaten wegnehmen. Bei Weidefütterung ist dann jedoch mit deutlich kleineren Tageszunahmen zu rechnen (keine Mutter mehr).

Gruss Christian
Zuletzt geändert von Christian am Sonntag 24. April 2005, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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