Wachsen unsere Lämmer normal?

Themen, die speziell die Haltung und Züchtung von Engadinerschafen betreffen.

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Dominik
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Wachsen unsere Lämmer normal?

Beitrag von Dominik »

Wir halten seit gut einem Jahr Engadinerschafe und wägen unsere Lämmer bei der Geburt nach 30 und 120 Tagen. Dabei habe ich folgendes festgestellt:
Bei der Geburt sind die meisten Lämmer zwischen 3kg und 5kg schwer, was ich mal als normal bezeichnen würde. Nach dreissig Tagen bringen die Lämmer zwischen 10kg und 14 kg auf die Waage und nach 120 Tagen zwischen 18kg und 25kg.
Wir halten die Schafe auf der Weide und füttern kein Kraftfutter zu. Die Tiere werden auch regelmässig entwurmt und scheinen auch sonst gesund zu sein.
Natürlich bestehen unsere Weiden nicht gerade aus den besten Futtergräsern, trotzdem beunruhigt mich das Wachstum zwischen dem 30. und 120. Tag etwas.
Ist dieses langsame Wachstum auf einem extensiven Standort einfach normal?
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Gibt es Verbesserungsvorschläge?
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Dominik
Ich finde die Gewichte mit 120 Tagen zu tief. Andere Lämmer sind da schon schlachtreif.
Vorausgesetzt, Deine Schafe sind nicht krank (Moderhinke, Euterentzündungen, etc) würde ich den Fehler an 2 Orten suchen:
Einerseits die Würmer. Es könnte sein, dass der Wurmdruck so hoch ist, dass die Lämmer trotz regelmässiger Entwurmung zuviel Würmer haben oder es könnte sein, dass das verwendete Mittel nicht wirkt, weil die Würmer resistent sind. Um sich da mehr Klarheit zu verschaffen, wäre das Parasitenüberwachungsprogramm des BGK (http://www.caprovis.ch) empfehlenswert. Mittels Kotproben kann man die Situation besser beurteilen.
Andererseits ist die Fütterung eine sehr wichtige Komponente. Lämmer können schnell wachsen, dazu benötgen sie aber "super" Gras. Am besten ist 4 bis 5 Wochen altes Gras und soviel wie sie wollen. Die Zusammensetzung der Wiesen muss natürlich auch stimmen, denn wenn ihnen das Gras nicht passt, fressen sie zuwenig. Bei der AGFF (die homepage ist auch auf dem Internet) können Merkblätter über die Bewirtschaftung von Wiesen bestellt werden.
Gruss
Reto
Gast

Beitrag von Gast »

Meiner Meinung nach hat die relativ geringe Gewichtszunahme vom 30 bis 120 Tag
damit zu tun mit dem Milchrückgang der Auen. Insbesonders dann wenn die fruchtbaren Engadinerauen nach ca. 2 Mte. wieder trächtig werden. Wenn die Tiere
dann auf einer mittelmässigen Weide sind,lässt dann die Milchleistung sehr schnell
nach.In der Folge brechen dann die Gewichtszunahmen ein ,oder nehmen bei schlechter Weide sogar ab.
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Christian
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120-Tagesgewichte

Beitrag von Christian »

Hallo Dominik

Die letzte Erhebung der Aufzuchtleistungskontrolle (wo Du übrigens auch teilnehmen kannst, falls Du es nicht schon tust) ergab bei 149 Wägungen folgende Durchschnitte:
- männl. Einlingslämmer: 37 kg; männl. Zwillingslämmer: 31 kg
- weibl. Einlingslämmer: 32 kg; weibl. Zwillingslämmer: 29 kg

Die durchschnittlichen Zunahmen vom 30. bis zum 120 Tag betrugen 258 Gramm pro Tag (Minimum: 88 g; Maximum: 380 g - alles korrigiert auf das männl. Einlingslamm)

Du siehst, dass die Gewichte Deiner Lämmer doch am unteren Ende liegen. Die Parasiten wurden bereits erwähnt - ist eine Möglichkeit. So wie es sich anhört, würde ich aber eher auf ein schlechtes Futterangebot (Extensiv-Standort) tippen (allenfalls in Kombination zu Parasiten). Natürlich geht dann die Milchleistung der Auen auch schnell zurück und kann, wenn das Futterangebot mehrere Tage von schlechter Qualität ist, nicht mehr auf den vorherigen Stand zurückgebracht werden. Es lohnt sich also nicht, eine Herde mit Lämmer vorübergehend auf eine schlechte Weide zu stellen - stattdessen sollte die Weide, bis die Lämmer ein Alter von 120 Tagen erreichen, durchgehend eine Top-Qualität aufweisen, ansonsten müsste mit konzentriertem Futter zugefüttert werden (v.a. bei Zwillingen), um die Gewichte nicht zu verlieren.
Wahrscheinlich ist das Gras bereits zu alt, wenn Du die Tiere in die Weide lässt. Je jünger das Gras ist, desto mehr Nährstoffe hat es und desto weniger Verluste gibt es auch. Auch ein Extensiv-Standort mit grösserer Fläche kann bei richtigem Weidemanagement eine gute Futterqualität aufweisen, wenn die Schafe die Möglichkeit haben, gute Gräser oder Klee zu selektieren. Danach sollte man die Herde aber auf die nächste Weide treiben und das Überständige, was nicht gefressen wurde, evtl. teilweise etwas mähen oder mit anderen Tieren nachweiden (Bsp. Pferde od. Rinder).

Gruss Christian
Zuletzt geändert von Christian am Freitag 2. Juni 2006, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
Dominik
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Beitrag von Dominik »

Herzlichen Dank für die interessanten Antworten. Ich habe mich inzwischen für das Parasitenüberwachungsprogramm beim BGK angemeldet, bin mal gespannt, was dabei herauskommt.
Ich werde versuchen, das Weidemanagement noch besser in den Griff zu kriegen und schneller umzutreiben. Die Qualität der Weiden möchte ich in Zukunft auch noch verbessern, das ist jedoch ein ehrgeiziges und eher längerfristiges Ziel. Den Betrieb, welchen wir seit einem Jahr bewirtschaften, war zuvor während rund dreissig Jahren vernachlässigt worden. Ich werde den Lämmern wahrscheinlich in Zukunft etwas Kraftfutter zufüttern, mindestens bis die Qualität der Futtergräser besser geworden ist.
Was wäre eine gute Kraftfuttermischung für unsere Lämmer? Oder wäre es sogar noch besser, auch den Mutterschafen etwas Kraftfutter zu geben?
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Christian
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Kraftfutter auf Weide

Beitrag von Christian »

Dominik hat geschrieben: Was wäre eine gute Kraftfuttermischung für unsere Lämmer? Oder wäre es sogar noch besser, auch den Mutterschafen etwas Kraftfutter zu geben?
Ehrlich gesagt halte ich nicht viel vom Zufüttern von Kraftfutter während der Weidesaison - ist nur viel Aufwand und kann höchstens eine Notlösung sein. An erster Stelle kommt das Anbieten von jungem Weidegras, das mit einer intensiveren Weidenutzung (v.a. im Frühling hoher Weidedruck mit schnellem Umtrieb) relativ schnell erreicht werden kann. Falls doch Kraftfutter, dann würde ich am ehesten einen mobilen Lämmerschlupf einrichten (Bsp. Anhänger, wo nur die Lämmer rein können, falls sie dann überhaupt hineingehen). Geeignet, schmackhaft und günstig wären eingeweichte Rübenschnitzelpellets gemischt mit Obsttrester (auch im Winter ideal).

Gruss Christian
Gast

Beitrag von Gast »

Zuckerrübenschnitzelpellets aufgeweicht sind bestimmt nicht das geeignete Weidebeifutter.Sie sind zum relativ leicht verdaulichem Gras auch schnell
vom Magen abbaubar und lösen schon bei kleinen Mengen Durchfall aus.
Viel besser sind Vollmaispflanzenwürel (ca.45.- sFr. pro 100 kg ab Grastrocknungsanlage).Sie gleichen den Energiemangel aus und wirken stopfend
und sind leicht zu verabreichen.
bougle
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Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 09:25

Beitrag von bougle »

Maiswürfel sind sicher keine schlechte Wahl.
ein Problem bei Zuckerrübenschnitzeln ist auch, dass sie wirklich sehr gut eingeweicht werden müssen, damit es den Lämmern nichts macht. Hatten schon Verluste damit, wenn mal nicht ganz gut eingeweicht war. (Bei Rindern macht es nicht ganz so viel, da weichen wir nur so 1:4 oder so ein. (2 Schöpfer Würfel : 4-5 Schöpfer Wasser). Dies reicht aber für Schafe v.a. Lämmer definitiv nicht.
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Christian
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Beitrag von Christian »

Anonymous hat geschrieben:Zuckerrübenschnitzelpellets aufgeweicht sind bestimmt nicht das geeignete Weidebeifutter.Sie sind zum relativ leicht verdaulichem Gras auch schnell
vom Magen abbaubar und lösen schon bei kleinen Mengen Durchfall aus.
Danke für die Präzisierung. Ich setz die wenigen Pellets auch nur im Winter ein und hab deshalb keine Erfahrung in Kombination mit Weidegras. Im Vergleich zu Maiswürfel fressen unsere Lämmer die eingeweichten Pellets (gemischt mit Obsttrester) deutlich lieber (mit wenig einweichten Pellets hatte ich bisher keine Probleme). Vielleicht hängt es auch noch vom TS-Gehalt des übrigen Raufutters ab. Wenn nur Heu/Emd gefüttert wird, würde ich meinen, dass ein "Saftfuttermittel" die bessere Wahl ist. Jedem das Seine... doch wir sprechen ja vom Weidebeifutter.
Gruss Christian
BauerFranz
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Registriert: Freitag 20. August 2021, 14:20

Re: Wachsen unsere Lämmer normal?

Beitrag von BauerFranz »

Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Ich möchte noch ergänzen, um das Wachstum, bzw. jede einzelne Wachstumsetappe präzise und korrekt zu messen und zu kontrollieren, ist eine hochwertige Waage unerlässlich. Wenn man das Wachstum regelmäßig und korrekt überwacht, dann kann man dadurch eine angemessene Fütterung sicherstellen und die weitere Gewichtszunahme genau dokumentieren. Natürlich müssen die Messmittel, also die Waage z.B., ebenfalls überwacht und regelmäßig kontrolliert werden, sprich die Eichung, Kalibrierung und Wartung der Waage muss gewährleistet werden. Unsere Waagen werden regelmäßig von der Firma cgwaagen.de geeicht und kalibriert. Vielleicht ist das die Lösung zu dem Problem?!
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