Sind Widder generell angriffslustig?

Themen, die speziell die Haltung und Züchtung von Engadinerschafen betreffen.

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aelu

Sind Widder generell angriffslustig?

Beitrag von aelu »

Ich habe nur eine kleine Schafherde. Darum ist mein Widder ab und zu in den Ferien bei anderen Herden. Ist es wohl darum, dass meine Widder ab einem gewissen Alter angriffslustig werden und sofort angreifen, wenn jemand zu der Herde will, was das Füttern natürlich nicht vereinfacht. Macht jemand ähnliche Erfahrungen. Besten Dank für eure Antworten.

Beste Grüsse Alois
Reto Fivian
Beiträge: 30
Registriert: Montag 6. September 2004, 08:23

Beitrag von Reto Fivian »

Hallo Alois
Bei diesem Thema gehen die Meinungen stark auseinander. Aber ich glaube nicht, dass das Verstellen Deines Bockes einen Einfluss auf die Augriffslust hat.
Je wilder die Tiere einer Rasse sind, desto weniger werden die Widder böse. Andererseits, je zamer die Schafe sind, desto eher werden die Widder böse. Die Engadiner sind eher zame Schafe, folglich werden die Böcke eher böse.
Tipps, damit ein Widder weniger schnell böse wird:
-Widder nie an der Stirn flattieren
-Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass man den Widder ignorieren soll, das heisst nie flattieren und möglichst nicht beachten.
-Wenn er dennoch böse wird, im Stall beim Betreten einer Boxe sofort anbinden bis die Arbeit erledigt ist.

Gruss
Reto
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Christian
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Registriert: Mittwoch 18. August 2004, 16:25
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Re: Sind Widder generell angriffslustig?

Beitrag von Christian »

Salü Alois

Genau zu diesem Thema erscheint in der nächsten BdPP (Besch-da-pader- Post) ein ausführlicher Artikel. Ich stimme mit Reto überein. Es gibt wichtige Verhaltensregeln. Ich hatte allerdings trotz diesen Verhaltensregeln auch schon Probleme gehabt. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Vater des Widders einen wichtigen Einfluss hat - einerseits genetisch aber wahrscheinlich auch infolge der Prägung (indem der Sohn lernt, wie sich der Vater verhält). So lässt es sich erklären, dass diverse Engadinerwidder auch in einem höheren Alter von 4-5 Jahren keine Probleme machen - auch in Kleinbeständen - und dessen Nachkommen oft ebenfalls problemlos sind, während andere - bei gleicher Betreuung - spätestens ab 2 Jahren ziemlich ungemütlich werden.
Eine gewisse Abwehrhaltung im Stall (bei Behandlung der Auen) ist jedoch durchaus normal und natürlich. Widder, die aber ohne speziellen Grund angriffslustig sind (Bsp. auf der Weide) gehören in die Wurst.

Die neue BdPP erscheint im Februar.

Gruss Christian
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besch_da_pader
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Beitrag von besch_da_pader »

Widder, die aber ohne speziellen Grund angriffslustig sind (Bsp. auf der Weide) gehören in die Wurst
schon gerade ein bisschen hart :wink: du darfst natürlich auch das Positive nicht vergessen: So klaut dir bestimmt keiner die schönen und wertvollen Engadiner von der Weide :roll:
Spass beiseite: Auch von unserem Widder (ca. 1.5 jährig, in einer Herde von 34 Engadiner) sind ab und zu Angriffe auf meinen Allerwertesten zu spüren, aber ich habe das Gefühl, dass es bei ihm zumindest stark tagesabhängig ist, mal ist er aggressiver und mal weniger. Aber da er so ein zutrauliches Wesen hat, ist es schwierig die Angriffe mittels Erschrecken und einem kleinem Klapps auszutreiben. Ich behalte ihn einfach immer gut im Auge, bis ich seine Tagesform heraus gefunden habe und sonst hört man am Schellengeräusch ob er gerade angerast kommt oder nicht :roll:

Gruss Christian
bougle
Beiträge: 77
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 09:25

Beitrag von bougle »

Widder sollte man sowieso nie verhätscheln. Wenn ein Mutterschaf absolut handzahm ist, ist es gut so, aber wenn es ein Widder ist, hat man ein Problem, wenn man mal wenig Zeit hat und ihn mal nicht verhätschelt. Und erst recht, wenn andere ihn ignorieren. Obwohl er nur 100 - 150 kg hat, es reicht, um auch eine große Person zu Boden zu bringen.
aelu

Widder immer im Auge behalten.

Beitrag von aelu »

guten Abend

zuerst einmal vielen Dank an alle die sich die Mühe genommen haben, um mir zu antworten. Ich stelle mir vor, dass die Laune des Bockes wirklich stark vererbt wird. Ich halte mich eigentlich an alle diese Regeln die aufgeführt wurden. Ich bin aber froh, zu wissen, dass ich eigentlich nichts falsch mache. Vielleicht ist mein nächster Widder ein etwas ruhigerer Typ.

Übrigens finde ich das Schafforum eine "SUPERSACHE". Es ist sehr interessant darin herum zu stöbern.
René Estermann
Beiträge: 8
Registriert: Montag 13. September 2004, 20:39
Wohnort: Suhr

Beitrag von René Estermann »

Hallo

bei angriffigem Widder hab ich gute Erfahrungen gemacht, stets einen kleine Rute (Hasel- oder Weidenrute) dabeizuhaben um bei allfälligem Angriff die Schnauze damit zu traktieren oder schon nur die Rute vor der Schnauze zu schwingen. Dort sind sie sehr sensibel und hören dann rasch auf mit den gefährlichen Stössen.

Gruss

René
Berto
Beiträge: 7
Registriert: Dienstag 28. September 2004, 23:08

Beitrag von Berto »

Ich habe das Glück ein super Suffolk bock zu besitzen, nicht nur in seine Vererbungseigenschaften (viele H-Lämmer in Kreuzung mit SBS und Engadiner) sondern auch für sein Verhalten: ruhig und menschentreu, ich habe wie oben beschrieben ihn nie berührt, das mache ich eigentlich mit keiner Schaf.... er lässt sich nehmen und führen, mein 3 jähriger Sohn kann ihn etwas führen und sogar auf ihn reiten. Er hat nie eine unerwünschte Reaktion gegen Menschen gezeigt, das ist für mich ein Wunder.....ich war auch schon anders gewohnt.

Zu den angrifflustigen Böcke kann man eine grosse Glocke anlegen, mindestens hört man wenn er kommt...eine andere Technick die ich aber nie selber praktiziert habe, ist diese dass man ein schwerer Holzklotz am Hals anhängt sodass wenn der Bock Schwung nimmt und rennen will das Holz an den Knien schlägt .... sollte ev. ausprobiert werden, aber ich glaube dass die Würste besser schmecken!
bougle
Beiträge: 77
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 09:25

Beitrag von bougle »

Stimmt, eine Wurst davon schmeckt sicher besser.
Silvan
Beiträge: 19
Registriert: Dienstag 7. September 2004, 10:07
Wohnort: SG

aggressive Widder

Beitrag von Silvan »

Hallo

Ich würde ebenfalls raten, den Widder bald auszuwechseln, wenn er ohne natürlichen Grund einfach angreift. Bei unserem ersten Widder begannen die Probleme, als er das Alter von 1.5 Jahre erreichte. Wir haben danach viel zu lange zugewartet, weil ich immer geglaubt habe, das wird sich dann schon noch einpendeln und ich könnte Ihn dann schon noch mit Fusstritten etc. erziehen. Das Ganze wurde nur noch schlimmer und v.a. sehr gefährlich, weil er immer von hinten kam. Aber vielleicht gibt man den ersten Widder nur ungerne weg. Nun haben wir bereits den 7. Widder. Die Mehrheit unserer Widder war jedoch "anständig", ausser dass man sie ab 2 Jahren bei der Behandlung der Auen manchmal anbinden musste, aber das finde ich normal. Auch wir ignorieren den Widder. Ich machte die Erfahrung, dass scheue Jungwidder später weniger Probleme machen.
Wir kaufen immer junge Widder - im ersten Jahr machen sie sowieso keine Probleme, decken gut und fressen erst noch weniger. Werden sie wirklich lästig plane ich den Schlachttermin, doch meist brauchen wir dann sowieso einen neuen, weil wir 1-2 Töchter nachziehen.

Seit ich die Würste und Mostbröckli des Engadinerwidders kenne, habe ich gar kein grosses Interesse mehr, einen älteren (2-3 jährigen) Widder lebendig als Zuchttier zu verkaufen. Ein 100 kg-Widder gibt recht viel Fleisch, das sich gut verkaufen lässt (v.a. Mostbröckli). Bereits zweimal hatten wir sogar Fondue Bourguignon vom Filet - ein Riesenfilet und supergut (ohne Schaf- oder Bockgeruch!!) - kann ich nur empfehlen.

En Guete!

Gruss Silvan
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