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Zwitter

Verfasst: Montag 28. März 2005, 23:07
von René Estermann
Der Schafscherer hat's an den Tag gebracht: ein vermeintliche Jungaue entpuppte sich als Zwitter. Wir hat Erfahrungen mit Zwittern? Sind die fruchtbar und können Lämmer tragen?[/b]

Verfasst: Dienstag 29. März 2005, 20:52
von kschaub
Hallo. Ich habe zwar bisher noch nie einen Zwitter gehabt, zumindest noch nie bei den Schafen. Wie hat der Schafscherer denn seine Zweigeschlechtlichkeit erkannt? Es gibt ja alle Varianten von Zwittern, logischerweise müssen zwei Grundvoraussetzung schon mal gegeben sein, nämlich Eierstöcke und Gebärmutter. Und ich könnte mir vorstellen, dass der Eisprung nicht stattfindet, wenn die Hoden zu aktiv sind, sprich genügend Testosteron bilden.... :wink:
Nimmt mich wunder, wie das weiter geht... Was für eine Rasse ist es denn?

En schönä Abig

karin

Verfasst: Dienstag 29. März 2005, 21:05
von René Estermann
Hallo Karin, es ist ein Engadinerschaf und der Schafscherer hat's erkannt am 'komisch' hervorstehenden weiblichen Geschlecht und nach genauerer Kontrolle haben wir im Bereich des Euters zwei Hoden getastet.

Verfasst: Dienstag 29. März 2005, 21:22
von Gast
Sali zäme

ich habe vor ca. 1 Stunde auch beim Schafe scheren feststellen müssen, dass eine Jungaue ( 1 Jahr und 3 Monate alt) eine Zwicke ist. Wir hatten uns schon gewundert, dass sie noch nicht das erste Mal abgelammert hat Sie oder es hat in letzter Zeit ein sehr aggressives Verhalten gezeigt, gegenüber den anderen Auen vor allem, sie putscht die anderen Auen quer über die ganze Weide. Wir hatten vor Jahren schon mal eine Zwicke bei den WAS. Zwicken können nur entstehen bei Zwillingsgeburten. Meistens haben sie ein etwas merkwürdiges hinaus stehendes weibliches Geschlechtsorgan und ganz winzige Zitzen, so wie Böcke, aber meist keine Hoden oder nur innere Hoden und beim urinieren gehen sie extrem in die Knie und der Urin kommt beinahe horizontal hinaus. Ist etwas schwierig zum beschrieben :roll:
Sie sind immer in jedem Fall unfruchtbar und der Schafscherer hat mir gerade vorhin noch gesagt, dass sie meistens, sobald sie jährig bzw ungefähr geschlechtsreif wären, ein sehr aggressives verhalten entwickeln, beinahe wie ein wilder Bock, aber nur gegen die anderen Tiere und nicht gegen die Besitzer.
:)
Also unsere Zwicke geht bald möglichst auf die Metzg.....

Schönen Abend noch

Christian

Verfasst: Dienstag 29. März 2005, 21:27
von besch_da_pader
äch, habe mich vergessen einzuloggen, der obige Beitrag war von mir :oops:

gruss

Christian

Verfasst: Dienstag 29. März 2005, 21:29
von kschaub
Hoi René.

Habe im Internet mal etwas gesurft zu dem Thema. Interessant noch woher der lateinische Ausdruck (Hermaphroditismus) kommt: nach Hermaphroditos, dem zweigeschlechtigen (androgynen) Sohn des Hermes u. der Aphrodite der griechischen Mythologie benannte Entwicklungsstörung der Keimdrüsen bzw. das daraus resultierende Erscheinungsbild (Phänotyp) i.S. der Zweigeschlechtigkeit. Anscheinend ist oft eine Gebärmutter vorhanden, aber nicht voll entwickelt. Vermutlich wird sie nicht aufnehmen, aber eben, nur eine Vermutung.
Tschüss Karin

Verfasst: Mittwoch 30. März 2005, 15:35
von besch_da_pader
so, ich habe mich noch bei meiner Freundin und Tierärztin :mrgreen: über die Entstehung von Zwittern informiert:
Also:
Damit überhaupt eine enstehen kann, müssen es mindestens Zwillinge sein, wovon einer zwingend ein Bock sein muss. Da sich beim männlichen ungeborenen Lamm die Geschlechtshormone früher in der Tragzeit entwickeln als beim weiblichen, können diese Erbinformationen zum weiblichen ungeborenen Lamm weitergegeben werden. Somit entwickeln sich beim weiblichen Lamm beide Geschlechtsmerkmale, aber nicht komplett. Sie sind definitiv immer unfruchtbar.

gruss

Christian

Verfasst: Mittwoch 30. März 2005, 22:44
von René Estermann
Ja und wie Christian und ich festgestellt haben stimmt Praxis und Theorie überein: beide Zwitter haben einen Zwillings- bzw. Drillingsbruder, da wirken wohl in der Gebärmutter die männliche Hormone der Bocklämmer.
D.h. bei Mehrlingsgeburten mit gemischtgeschlechtlichen Lämmern sind die weiblichen Lämmer von Züchter und Experten gut zu begutachten, damit keine Zwitter fälschlicherweise als Auen gehalten oder verkauft werden.
Das agressive Verhalten hat auch der Halter 'unseres' Zwitters festgestellt.

Gruss

René

und wieder eine Zwicke...

Verfasst: Dienstag 5. April 2005, 13:09
von besch_da_pader
Letzte Woche gab es ja bei uns 2 Drillingsgeburten, mit je 2 Widderli und 1 Äuli. Beim einen Äuli mussten wir feststellen, dass es eine Zwicke ist :roll: Laut einem Schäflerkollegen, der seit 50 Jahren WAS Schafe züchtet, sagte mir, dass er so ca. alle zehn Jahre eine Zwicke hat :shock: ist schon eine merkwürdige Häufung oder nur ein Zufall....??

Gruss

Christian

Verfasst: Donnerstag 7. April 2005, 00:54
von bougle
embryologisch ist es ja so, dass männliche und weibliche Geschlechtsorgane am Anfang gleich sind und sich dann auseinanderentwickeln, obwohl es genetisch festgelegt ist, welches Geschlecht entsteht. Wenn es nun irgendeine Hormonelle Störung im Weiblichen Körper gibt, kann es die Entwicklung der Geschlechtsorgane hemmen oder eben auch fördern.
Es gibt sowohl Testosteron (männliches Hormon) als auch Gestagene (weibliche) sowohl im Embryo wie auch im Muttertier. Je nachdem bilden sich die Geschlechtsorgane aus.
Der männliche hat mehr Testosteron und dieses gelangt auch in den Körper der Mutter, wodurch der Hormonspiegel dort ebenso erhöht wird, von wo es dann auch wieder in den weiblichen Embryo übergehtWenn nun ein männlicher Embryo heranwächst, produziert er natürlich Testosteron, damit sich seine Geschlechtsorgane richtig entwickeln. Wenn nun aber gleichzeitig ein weiblicher Embryo heranwächst, kann dieser durch die hohe Testosteronproduktion des männlichen beeinflusst werden und die weiblichen Geschlechtsorgane können sich nicht richtig entwickeln.
Wenn es nur weibliche Zwillinge sind, kommt Zwittrigkeit wohl sehr selten vor. Denn diese Embryos brauchen Gestagene, welche auch in der Mutter vorhanden sind. Dann tritt es also nur auf, wenn äußere Einflüsse (oder Krankheiten, Entzündungen, ...) den Testosternspiegel steigern.

wenn es nun erst recht 2 männliche sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das weibliche zwittrig wird, nach meiner Meinung relativ hoch.

Rasseneinfluss?

Verfasst: Donnerstag 7. April 2005, 08:18
von Christian
Hallo zusammen

Interessant wäre, wie die Entstehung von Zwittern begünstigt wird. Sind es mehr genetische oder mehr Umwelt faktoren? Christian, falls Du einen Rasseneinfluss vermutest: Die Häufigkeit der Zwitter in Eurem Bestand entspricht mit Sicherheit nicht den bisherigen Erfahrungen mit der Gesamtpopulation der Engadinerschafe. Aufgrund den bisherigen Erklärungen ist es jedoch logisch, dass Rassen mit häufigen Mehrlingsgeburten auch mehr Zwitter haben (offenbar können hier Drillingsgeburten mit 2 Widdern sogar förderlich wirken). Ich kann die Feststellung des WAS-Züchters auch bei unserem Bestand bestätigen. Wir hatten in den letzten 10 Jahren noch nie einen Zwitter. Ein anderer Züchterkollege (von dem übrigens der Stammvater der erwähnten Zwitter kommt) hatte in den letzten 10 Jahren auch nur ein Zwitter.

Gruss Christian

Verfasst: Donnerstag 7. April 2005, 18:00
von bougle
was man aber auch bedenken müsste, ist, dass ja auch weibliche Lämmer geschlachtet werden, bei denen man dann wohl nicht schaut, ob sie zwittrig sind oder nicht. Das macht eine eindeutige Diagnose natürlich schwieriger.